Stand Ende Januar 2020

Gilead Sciences

Symbol: GILD

WKN 885823 ISIN US3755581036

Vollständiger Name: Gilead Sciences Incorporated

Geschäftsmodell

Das 1987 gegründete, und damit noch verhältnismäßig junge Unternehmen, Gilead Sciences ist ein Pharmazie- und Biotechnologieunternehmen aus den USA. Der Name des Unternehmens ist biblischen Ursprungs und bezieht sich auf einen Ort im heutigen Jordanien. Das Firmenlogo wurde durch den "Balsam aus Gilead" inspiriert, diese Antike Medizin wird mehrmals in der Bibel erwähnt. Das Unternehmen hat sich auf die Erforschung, Entwicklung und Vermarktung antiviraler Medikamente spezialisiert. Diese Antiviralen Medikamente (in der Fachsprache Virostatikum genannt) werden zur Behandlung gegen Hepatitis B, Hepatitis C, HIV und Grippe-Erkrankungen verwendet.

Der Fokus bei der Entwicklung liegt in den Bereichen:

  • HIV
  • Lebererkrankungen
  • Entzündungen
  • Onkologie

Dass Gilead sehr wirksame Medikamente entwickeln kann wurde in der Vergangenheit bereits eindrucksvoll bewiesen. Die Behandlung von Hepatitis (vor Allem Hepatitis B und C) ist dank der Entwicklungen von Gilead Science in der Regel heilbar geworden. Der Patient nimmt das Medikament über ein paar Wochen und ist danach meistens vollständig geheilt. Diese schnellen Heilungsverläufe waren zuvor kaum vorstellbar. Solche Medikamente sind beispielsweise Sovaldi und Harvoni. Aufgrund der hervorragenden Wirksamkeit der Medikamente sind in Folge deren Umsätze deutlich zurück gegangen. Somit ist Gilead quasi Opfer des eigenen Erfolgs geworden. Dies ist auch der Hauptgrund für den deutlichen Rückgang des Charts, vor Allem seit dem Peak im Jahre 2015 bis ca. Mitte 2017. Seit dem verläuft der Chart mehr oder weniger seitwärts. Wie aus dem Q3 Bericht (ab Seite 12) hervorgeht, erwirtschaftet Gilead mit 73,8% den Großteil seiner Umsätze im Heimatmarkt USA. Auf Europa entfallen 16,7% und auf den Rest der Welt 9,5%. Diese relativ schwache regionale Diversifikation bedeutet, dass das Unternehmen stark von den Entscheidungen der US Food and Drug Administration abhängig ist sowie mit dem allgemeinen Kostendruck im Gesundheitsbereich in den USA zu kämpfen hat. Dennoch hat Gilead in über 35 Ländern und auf allen 6 Kontinenten Vertretungen, die Produkte finden weltweite Anwendung. In manchen ärmeren Ländern hat Gilead Sciences Firmen lizenziert Generika von einigen Medikamenten für den lokalen Markt herzustellen.

 

Da der Patentschutz für Medikamente auf 20 Jahre begrenzt ist, ist es für ein Unternehmen wie Gielad wichtig, genug neue Medikamente in der "Pipeline" zu haben. Erfreulicherweise stehen etliche neue Medikamente, vor Allem gegen HIV, Lebererkrankungen, Krebserkrankungen und Entzündungen kurz vor der Zulassung, wie man aus dem Q3 2019 Third Quarter Earnings Sliedes, ab Seite 36 ablesen kann. Die Hauptkonkurrenten sind Glaxo Smith Kline, Pfizer, Bristol-Myers Squibb und Abbvie.

Für das Jahr 2019 wird mit einem Umsatz in Höhe von 22,37 Mrd. $ gerechnet. Die Marktkapitalsierung beträgt gegenwärtig ca. 73,252 Mrd. Euro.

 

Kleine Randnotiz: Gilead Sciences hat seinen Hauptsitz mit Foster City Kalifornien in der Gleichen Stadt wie Visa Inc, ein Unternehmen welches sich ebenfalls in meinem Depot befindet.

Medikament Stribild gegen HIV von Gilead Sciences

Dividenden

Wie bereits beschrieben ist das Unternehmen noch relativ jung und kann daher noch nicht auf eine lange Dividendenhistorie zurück blicken. Erstmals wurde Dividende im Q2 2015 ausgeschüttet und seit dem jährlich angehoben.

In den ersten 4 Jahren, seit Einführung der Dividendenzahlungen, wurde die Dividende im Durchschnitt um genau 10% jährlich angehoben. Das Payout Ratio beträgt laut seekingalpha.com nur 35,86%. Beim Free Cashflow sieht es allerdings anders aus, da Gilead aufgrund von Einzeleffekten viel mehr Geld ausgegeben hat, als eingenommen wurde. Dazu zählt unter anderem etliche Firmenübernahmen und eine strategische Beteiligung am belgischen Biotech Unternehmen Galapagos, doch dazu später mehr. Aus diesem Grund kann man diese Kennzahl zur Zeit nicht für die Bewertung heranziehen. Die aktuelle Dividendenrendite von 4,37% weiß durchaus zu gefallen und erfüllt damit meine "Kriterien für das Investment" mehr als doppelt, zumal nicht davon auszugehen ist, dass das Dividendenwachstum gedrosselt werden soll. Laut der Seite dividendmax.com soll die Quartalsdividende 0,69$ für das Jahr 2020 betragen und würde damit den Trend von ca. 10% Anhebung pro Jahr untermauern. Sollte sich das Geschäft aber mittelfristig, wider erwarten, negativ entwickeln, ist es nicht unwahrscheinlich, dass es einen Dividendenfreeze oder gar eine Kürzung geben könnte, da man ja vom Status des Dividendenadels noch weit entfernt ist und es somit auch keinen nenneswerte Historie gibt, die man sich damit kaputt machen würde.


Die Entwicklung der EPS ähnelt dem Auf und Ab des Charts. So betrug des EPS im Jahr 2012 gerade einmal 1,71$ und stieg bis 2015 explosionsartig auf 12,37 $, nur um zwei Jahre später wieder auf 3,54 $ abzustürzen. Laut marketscreener.com werden die EPS für 2019(e) 3,59 $ betragen und sollen bis 2021 auf 5,78$ ansteigen.

Am 8-Jahres ($) Chart lässt sich das Auf- und Ab beim Chart und folgerichtig bei den EPS gut ablesen.

Aufgrund der hohen Volatilität findet das PEG-Ratio bei der Bewertung der Aktie keine Anwendung. Das geschätzte KGV von 2019 (e) beträgt 9,23 und ist verhältnismäßig günstig da es das relativ hohe Risiko des Geschäftsmodells sowie die in die Gewinnrückgänge aus den letzten Jahren berücksichtigt. Es liegt damit deutlich unter den KGVs von Pfizer und Bristol-Myers Squibb aber interssanterweise über dem von Abbvie (8,52 2019 (e)). Das KBV befindet sich seit einigen Jahren im Abwärtstrend und wird für 2019 auf ca. 3,95 geschätzt. Damit zeichnete sich eine Stabilisierung bei dieser Kennziffer ab, denn 2017 lag der Wert noch bei 4,58. Beim Blick auf die Verschuldung offenbart sich, dass das Debt to Equity Ratio mit 1,2 für ein Pharmaunternehmen noch einigermaßen im grünen Bereich ist und das trotz der vielen Firmenübernahmen und strategischen Firmenbeteiligungen. Das Rating von Standard and Poor's fällt mit A hervorragend aus. Dieses gute Rating kann in der Zukunft noch eine wichtige Rolle spielen, da das Unternehmen auf Wachstumskurs setzt. Die Nettomarge war in den letzten Jahren, parallel zum EPS, stark rückläufig und wird für 2019 auf 19,24% geschätzt. Dieser Wert soll allerdings wieder auf ca. 32% bis zum Jahr 2021 steigen. Damit würde der Wert auf das Niveau vom Mitkonkurrent Pfizer (31,45%, 2019 e). Auch die Mitkonkurrenten Abbvie (25.79%) und Bristol-Myers Squibb (26,15%) sind momentan (noch) effizienter aufgestellt. Für Gilead hängt vieles von der Zulassung der in Pipeline befindlichen Medikamente ab! Stand Q3 2019 beträgt die Eigenkapitalrentabilität 37,50% und die Gesamtkapitalrentabilität lediglich 4,33%. Dieser große Unterschied ist ein Indiz dafür, das in letzter Zeit viel Fremdkapital für Firmenübernahmen und Firmenbeteiligungen aufgenommen werden musste. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, das Eigenkapitalrentabilität und Gesamtkapitalrentabilität schon wesentlich höher waren. Sollte Gilead mit seiner Wachstumsstrategie erfolgreich sein, könnten dies Werte wieder deutlich ansteigen, wie ein Blick auf diese Kennzahlen aus dem Jahr 2015 Beweist. In Spitzenzeiten Betrug die Eigenkapitalrentabilität atemberaubende 102,44%, gleiches gilt auch für die Gesamtkapitalrentabilät von 42,72%. Gilead betreibt seit vielen Jahren ein Aktienrückkaufprogramm. Die Anzahl der sich im Umlauf befindlichen Aktien ist von 2009 (1,868 Mird.) binnen 10 Jahren auf 1,282 Mrd. gesunken. Das entspricht einem jährlichen Rückkauf von ca. 3,7%, und unterstütz damit den Shareholder-Value nachhaltig. 

Gilead Sciences setzt auf Wachstum und hat daher bereits 17 Firmen übernommen, davon allein 10 Seti 2010, und sich dies auch einiges kosten lassen, wie man am untenstehenden Screenshot gut ablesen kann. Die Übernahme des Biotech-Unternehmens Kite Pharma und des Pharmaunternehmens Pharmasset schlugen dabei mit 11,9 Mrd. $ bzw. 11,0 Mrd. besonders heftig zu Buche.

Quelle: https://www.crunchbase.com/organization/gilead-sciences#section-acquisitions

Insgest 12 strategische Firmenbetiligungen hat Gilead Sciences bereits umgesetzt.  Die bekanntest Firmenbeteiligung wurde mit dem belgischen Bio-Tech Unternehmen Galapagos abgeschlossen, wodurch Gileads Sciences 21.94% der Aktien hält. Galapos ist im Bereich der Wirkstoffforschung tätig. Gilead erhofft sich davon vor Allem Synergieeffekte und eine Verbesserung der Produktpalette.

Quelle: https://www.crunchbase.com/organization/gilead-sciences#section-investments

Gilead Sciences hinterlässt insgesamt ein gemischstes Bild. Einerseits wurde in der Vergangenheit bereits bewiesen, dass das Unternehmen sehr wirksame Medikamente herstellen kann. Andererseit befindet sich das Unternehmen aber in einem harten Preis- und Konkurrenzkampf, außerdem hat das Geschäftsmodell erhebliche Risiken, da der Patentschutz endlich ist. Es muss daher ständig an neuen Medikamenten weitergeforscht werden und es bleibt nicht aus, dass ein Medikament die Zulassung nicht erhält oder einfach nicht die erhoffte Wirksamkeit hat und dadurch schnell mal ein Milliardenbetrag "in den Sand gesetzt" wird. Aber Gilead ist sich dieser Problematik bewusst und wird deshalb weiter Firmen übernehmen und strategische Firmenbeteiligungen abschließen. Sollten ein Großteil der noch nicht zugelassenen Medikamente erfolgreich auf dem internationalen Markt eingeführt werden, steht Unternehmen möglicherweise ein weiterer Wachstumsschub, wie von 2013 bis 2015 bereits gesehen bevor. Damit einhergehend würde eine massive Verbesserung der Eigenkapital- und Gesamtkapitalrentabilität sowie der Nettomarge einhergehen. Da dieser aggressive Expansionskurs fremdkapitalisiert ist, muss die Entwicklung der Verschuldung natürlich besonders genau im Auge behalten werden. 

Unsere immer älter werdende Gesellschaft, zu mindestens in Industrieländern, wird zunehmend auf Medikamente angewiesen sein und daher auch bereit sein, für Produkte von Gilead und Co. immer mehr Geld auszugeben, vorausgesetzt die Wirksamkeit ist gegeben. Deshalb sehe ich die Zukunftsaussichten, trotz der genannten Unwägbarkeiten, für Gilead insgesamt sehr positiv.

Es ist erst meine zweite Aktie aus dem Bereich Gesundheitsversorgung. Ich empfand eine weiter Diversifikation in diesem Bereich als dringend notwendig. Damit wir der "Dinosaurier" Johnson & Johnson in meinem Depot um eine weitere Aktie aus dem selben Wirtschaftssektor ergänzt. Natürlich ist mir bewusst, dass ich mir damit ein höheres Risiko einkaufe, dafür ist die Chance auf massive Kurssteigerungen weit aus größer als es beim sehr breit aufgestellten Unternehmen  Johonson & Johnson der Fall ist. Gilead ist im Vergleich zum in letzter Zeit gehypten Abbvie, das vor allem vom Medikament Humira, dessen Patentschutz bald abläuft, abhängig ist, in sich aber weit aus breiter diversifiziert und nicht so stark von einem einzigen "Kassenschlager" abhängig.

Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschlossen, am 30.01.2020 insgesamt 20 Stück zu je 57,54 Euro zu kaufen. 

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